Warum aber teilen die Menschen so wenig, was sie anbauen und oft im Überfluss ernten, damit jeder satt werde? Warum beginnen sie schon wieder einen Turm in den Himmel zu bauen, statt zuerst die Not aller zu stillen und dann einen Turm zu bauen, der in die Wolken ragt?
Weil der Mensch lasterhaft ist, weil er charakterlich kraftlos, selbstsüchtig und masslos! Darum verschlingen sie ihr Brot und werfen, was übrig bleibt, weg, statt dankbar all jenen zu geben, die zu wenig oder nichts haben, entwerfen sie Projekte, wie sie die Mauern ihrer Stadt höher und breiter ausbauen können, um dann aus den Toren mit einem Heer zu ziehen und die Nachbarn zu versklaven.
Und Du verlangst, er solle gar, wenn der Hunger quält, dem Brot widerstehen! Das nennst Du Freiheit?
Die Menschheit wird einen neuen Turm zu Babel bauen, weit größer als der erste und sie werden erneut scheitern, weit folgenreicher und schrecklicher als beim ersten Mal. Die Menschheit wird uns Priester, uns Hirten des Glaubens beginnen zu verachten, zu bespucken, zu jagen und martern, aber wenn ihr Turm über die ganze Welt hereinbrechen wird, dann werden sie nicht nur um das leibliche Brot betteln, sondern uns auch um die Lieder vom himmlischen Brot bestürmen, wenn ihre Kinder zerschmettert durch ihrer eigenen Torheit Taten, ihren Wahnsinn, dann werden sie rufen: "Es ist sinnlos frei zu sein, wir schenken euch unsere Freiheit, knechtet uns, aber tröstet unsere Seelen und gebt uns die Hoffnung zurück, sonst töten wir uns alle selbst!"
Für wen hast Du gepredigt? Für die wenigen Tausend, die fähig, Dir nachzufolgen, die sich nicht beteiligten an jenem Turmbau und stark genug, zu widerstehen? Die vielen Millionen, die schwach, die Sünder, sie alle sind nur für die Starken da?
Wir Hüter des Glaubens, wir glauben das nicht, wir nehmen jeden auf, der uns seine Freiheit schenkt und gehorsam im Glauben zu werden bereit. Wir tun, wozu Du nicht gewillt zu sein scheinst, denn sonst hättest Du die Menschheit längst erlöst: So hattest Du es doch angekündigt!
Solange Du nicht wiederkommst in Herrlichkeit, in Herrlichkeit! und nicht in einem zerrissenen schmutzigen Mantel aus stinkender Schafswolle, solange Dein Reich nur Worte, solange brauchen wir Großinquisitoren, Scheiterhaufen, Folter, damit die vielen Millionen ihren Zweifel überwinden und anbeten können, was nicht vom Zweifel zersetzt werden darf.
Der Zweifel stärkt den Glauben allein der Starken, den Glauben der Schwachen zerfrisst und tötet er.
Und Du glaubst, um der Freiheit willen und des himmlischen Brotes willen, dürftest Du die Menschheit in diesen Abgrund gehen lassen?
Glaube mir, der Mensch, der keinen Sinn mehr in seinem Leben zu erkennen vermag, weil Du ihn überforderst, der seine Vorstellung davon verliert, wozu er lebt, wird nicht nur unglücklich werden, diese Menschen werden es sogar vorziehen, sich selbst zu vernichten, im Rausch, im Wahn oder am Strang!
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