Dir genügte es nicht, dass die Menschen Dir zu folgen bereit, wenn Du sie mit genügend Wundern bezaubertest, Nein, sie sollen Dich auch noch lieben, mit ganzem Herzen und ganzem Geist, während sie der Hunger beißt, sie sollten Dir nachfolgen aus freiem Willen, entzückt und betört, so dass alles irdische und menschliche vergessen und überwunden. Du allein, Dein Vorbild sollte ihr Führer sein, doch hast Du nicht verstanden, was Du damit den Menschen angetan! Eine furchtbare Bürde hast Du ihnen auferlegt, ein Kreuz, das viel schwerer zu tragen, als das, woran man Dich geschlagen hat.
Als Du auf der Zinne standst und der Geist an Dich herantrat, Du mögest Dich hinunterstürzen, denn Gott werde Dich schützen und von seinen Engeln auf Händen getragen zur Erde geleiten, da hast Du widerstanden, stolz und selbstsicher. Du brauchtest Gott nicht auf die Probe zu stellen, denn Du bist Gottes Sohn. Wir aber, wir Menschenkinder, sind erst erlöst, wenn wir Gewissheit haben und die ist nicht zu haben, wenn man verkündet, man könne vom Kreuze herabsteigen, aber tue es nicht, weil die ganze Welt erlöst werden muss, dann aber seinen letzten Atem ausröchelt!
Der Mensch bedarf der Wunder, um zu glauben, erst wenn Wunder sichtbar geschehen, wird die Menschheit niederfallen und das Höchste, was auch immer es sei, verehren.
Warum hast Du Wasser in Wein verwandelt, warum hast Du heute das Kind zum Leben erweckt, den Blinden sehend gemacht? Weil auch Du nicht ganz auf Wunder verzichten kannst. Erst darum vermagst Du die Menschen zum Höchsten auffordern, Gehör finden und dennoch versagen sie.
Da Dein Reich nicht angebrochen, hat der Mensch begonnen, selbst Wunder zu vollbringen, unheilbar Kranke zu heilen, Blinde sehend zu machen, Dinge, die man früher für Zauberei gehalten, geschehen heute, weil Du ihm Deine Wunder hingeworfen und in den Himmel aufgefahren bist. Wenn Du aber 5000 Fisch und Brot im Überfluss gibst, warum nicht all den anderen, die weit entfernt und hungrig sind?
Du willst die Menschen nicht durch Wunder knechten und tust es doch, ein wenig und damit aber ganz! Du wünscht die freie Liebe und nicht das sklavische Entzücken der Menschheit. Warum willst Du dann überhaupt wiederkommen und uns erlösen? Fünfzehn Jahrhunderte sind vergangen und noch heute stehst Du in einem zerrissenen Mantel vor mir, wozu? Um uns zu stören?
Wieso glaubst, Du dürfest die Menschheit so hoch einschätzen, dass sie Dir wahrhaft nachzufolgen imstande. Glaube mir, sie sind schwächer und niedriger, als Du denkst und indem Du sie viel zu hoch eingeschätzt hast, hast Du sie verdammt zu versagen, hast Du gehandelt, als wenn Du sie gar nicht liebtest.
Ich weiß, die Menschen rebellieren auch gegen uns, die Kirche, gegen mich. Sie sind stolz darauf und sie beginnen an den Toren der Tempel zu rütteln. Sie werden Mauern niederreißen und dies als neues Wunder feiern, denn kein zürnender Gott wird sie mit einem Regen aus brennendem Pech dafür strafen. Doch glaube mir: Das werden sie selbst tun, sie werden die Erde mit Strömen aus Blut überschwemmen gegen die all meine strengen Verhöre und all meine Urteile zum Tode wie ein kleiner fauler Apfel, der im Sturm der Geschichte zu Boden gefallen.
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